Im letzten Beitrag habe ich von der Yin Ausbildung gespoilert, nun hat dieser Artikel irgendwie doch nur indirekt damit zu tun.
Im April habe ich, noch während der ersten Yogalehrerausbildung, schon mit einer Zusatzausbildung begonnen. Drei Yin Yoga Module bei der wunderbaren Andrea Huson, verteilt auf Wochenenden im April, August und Oktober.
Ob es das Yin war, oder ob es die Ausbildung davor war, oder ob es das Universum war, oder ob es verdammt nochmal endlich Zeit war – ich weiß es nicht. Aber den ganzen Sommer hat mich so ein Gefühl von „das ist nicht richtig“ begleitet.
Was ist denn „das ist nicht richtig“ für ein Gefühl?
Ein beklemmendes. Eins, das dich dazu bringt alles in Frage zu stellen und ständig verwirrt zurück lässt; eins das dich Nachts grübeln lässt ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
In meinem Fall eins, das mich dazu brachte in den unmöglichsten Situationen überzogen zu reagieren. Mich in Emotionen rein zu steigern, zu zweifeln und zu klammern, anzuhaften wie der Yogi so schön sagt.
Es wurde immer mehr, von Monat zu Monat fühlte ich mich mehr und mehr in mir gefangen und suchte verzweifelt nach dem Ausweg.
Das Yin Modul im August verbrachte ich größtenteils weinend, das Modul im Oktober irgendwo zwischen tiefer Angst und kreischendem Hochgefühl.
Die ausgeglichene Katja, die ich gerade erst Anfang des Jahres kennen und lieben gelernt hatte, schien sich irgendwo versteckt zu haben.
Ich kam mir auf die Schliche mit der Erkenntnis, dass immer, sobald etwas mein Herz berührt, sich in kürzester Zeit Angst in mir breit macht. Davor nicht gut genug zu sein, nicht geschätzt zu werden, belogen oder verlassen zu werden. Es traf alle, Freunde, Kollegen, Familie.
Nun saß ich also da im Oktober Modul der Yin Ausbildung, hatte nicht nur diese vielen neuen Eindrücke sondern auch noch eine sehr interessante berufliche Chance im Kopf und musste erkennen: Davon kann nichts in mein Herz einziehen. Denn dort wohnt bereits die Angst.
So, wie sie dort immer wohnte in den letzten sieben Jahren. Vermutlich auch schon davor, aber das ist der Zeitraum in dem ich mich beschäftigt habe mit der Frage warum ich eigentlich immer wieder und in verschiedenen Situationen so massiv überreagiere.
Nachdem ich 2013 einen Nervenzusammenbruch hatte, war ich nach einigen Monaten Arbeit mit einer sehr guten Therapeutin in der Lage zu erkennen wenn ich Stress hatte. Ich kannte die Signale die mir mein Körper schickte von bisschen bis viel Stress und tastete mich so weit heran dass ich irgendwann bemerkte: Ich bin mitten drin im Strudel. Jetzt gerade bin ich nicht ich selbst, mein Körper hat auf Alarmmodus geschaltet. Ich schaffte es, mein näheres Umfeld einzuweihen und wichtigen Personen in dem Moment zu sagen dass sie diese Verrückte Version meiner Selbst bitte mal kurz ignorieren sollen. Ich habe Vertraute, mit denen ich dann sprechen kann und dadurch die Stressfaktoren finden und abstellen kann.
Kurzum: Ich hatte ein Rezept um zu reagieren.
Allerdings finde ich es nicht erstrebenswert, immer nur zu reagieren wenn es eigentlich schon zu spät ist. Das entspricht mir in absolut keiner Weise und doch habe ich es so sehr an mir.
Diese Ruhe und Ausgeglichenheit tief in mir fühlt sich so gut und echt an. Dennoch bringen mich Situationen im Außen dazu, Innen in Stress zu geraten. Das meiste ist also selbstgemacht – ich kann mich nicht mal darauf ausruhen dass andere mir zu viel Druck machen. Das schaffe ich wohl ganz gut allein.
Und so habe ich mich im letzten Jahr immer näher ran getastet. War immer früher in der Lage zu erkennen dass der Stress (die Angst) die Kontrolle übernommen hat und konnte da auch immer unauffälliger mit umgehen und den Kreisel wieder verlassen.
Jetzt diese letzten Wochen. Wahnsinniger Druck in mir. Ich dachte, ich müsste einfach platzen wenn das so weiter geht. Ich wusste nicht wohin mit all dem was da war. In mir tobte der Sturm.
Es entlud sich in Gesprächen mit Herzensmenschen, die zuhörten und nachfragten und wieder zuhörten und es schafften meine Emotionen auszuhalten.
Am letzten Wochenende war ich irgendwie wieder in der Lage, klar zu sehen und zu erkennen was ich da hinter mir hatte.
Und am Montag traf ich eine Entscheidung die für mich absolut revolutionär war: Ich tat nicht das, was für die Gesamtsituation das Sinnvollste war.
Sondern ich lehnte das (oben erwähnte) Jobangebot ab, weil es für mich trotz allem fachlichen Reiz nicht gut gewesen wäre.
Ja, mit einem wahnsinnig schlechten Gewissen, weil es so viele Probleme (der anderen) gelöst hätte…. Aber ich hörte auf mein Bauchgefühl und wusste dass ich den Job nicht gepackt hätte.
Am Donnerstag passierte es dann: Plötzlich konnte ich den Auslöser sehen. Das Muster, das Hamsterrad, der Moment in dem der Stress immer wieder begann. Ich stand wie angewurzelt mitten im Raum im Büro und dachte: Ich habe immer alles berechnet, immer alle Faktoren eines Konstrukts betrachtet und geschaut was für diesen oder jenen oder die Firma oder meine Freunde oder die Umwelt oder was auch immer das beste ist. Und dann habe ich das (aus meiner Sicht) Beste für alle getan.
Aber einen Faktor habe ich nie ganz ernst genommen: Mich selbst. Schließlich bin ich ein starkes Mädchen, ich kann viel aushalten, ich schaff das schon.
Und dann musste es scheitern. Ich war die Schwachstelle, die ich falsch berechnet hatte weil ich ihr nicht genügend Bedeutung zugemessen habe.
Das zu erkennen war wie ein Lichtblitz, wie eine riesige Last die nach Jahren von meinen Schultern fiel.
Ich bin jetzt in der Lage, das Hamsterrad zu erkennen, wenn ich es mir selbst vor die Nase stelle. Und NICHT einzusteigen!
An dem Abend fuhr ich zu Anna und habe vermutlich ihre gesamte Küche mit Funken und Glitzer erleuchtet weil es einfach nur aus mir raus sprudelte: Ich habe verstanden!
Ich habe nicht nur die aktuelle Krise überwunden, ich habe auch die Ursache gefunden!
Ich mache mir keine Hoffnung dass ich ab jetzt völlig zufrieden lebe und nie wieder Stress habe.
Aber ich glaube, wenn ich immer wieder ehrlich mit mir selbst bin und in Situationen zuerst mein eigenes Seelenheil und dann erst das Gemeinwohl betrachte, dann kann ich agieren anstatt zu reagieren.
Und ausgeglichen(er) sein.
Und das entspricht mir sehr.
Wow, was für ein Naturereignis!
Ich gratuliere zu deinen vielen Erkenntnissen und wünsche dir Frieden mit dir selbst.
Und Glück, alles Glück dieser Welt!
Kuß Mami