Lieber Freund,

niemand kann es glauben, und doch ist es wahr. In der Nacht von Sonntag auf Montag hast du beschlossen, deinem Leben ein Ende zu setzen.

Präzise und mit Liebe zum Detail, so wie wir es von dir kennen. Alles hast du berücksichtigt. Gelingen garantiert und mit Fokus darauf den Schaden so gering wie möglich zu halten.

In den letzten Stunden habe ich zwei Sätze gehört die meine Gedanken dominieren: Ein möglichst geräuschloses Verschwinden. Als hättest du dich selbst von der Welt löschen wollen.

Mein Herz ist schwer wenn ich daran denke welche Dämonen in dir getobt haben müssen. Welche Last du getragen hast, wenn dein einziger Ausweg erschien dir selbst das Leben zu nehmen. Dass all die Liebe, all das Gute, all der Sonnenschein zu viel waren für den dunklen Ort in dir. Den nur du kanntest, den keiner von uns in dem Ausmaß erahnt hat.

Drei Jahre kannten wir uns. Eine kurze Zeit, eine kleine Ewigkeit. Nicht genug. Wie gut? Mir warst du ein guter Freund. Einer, der viele Seiten von mir kannte. Der auch schon mal Nachts für mich da war als ich traurig war. Ein Freund, dem ich von meinen eigenen kleinen dunklen Gedanken erzählte wenn wir gemeinsam zur Eisdiele spaziert sind. Mein Freund, den ich fast jeden Tag gesehen habe. Der den Job für mich liebenswerter gemacht hat. Den ich vermisst habe wenn einer von uns zu lange im Urlaub war. Um dessen Projekte ich mich am liebsten gekümmert habe.

Mein Freund, dessen Schritte ich im Flur schon erkannt habe, der das niedlichste Niesen und so ein berührendes Lachen hat. Der immer liebevoll und nie gemein war. Der immer Verständnis hatte und meine Geheimnisse bewahrt hat.

Lieber Freund, wenn ich jetzt darüber nachdenke dann wusste ich viel zu wenig von dir. Dann war ich viel zu oft mit mir selbst beschäftigt und du warst zu höflich um dir deinen Anteil zu nehmen. Und nun bist du genauso gegangen, höflich und leise. Lässt uns alle fassungslos zurück, jeden von uns mit seiner ganz eigenen grausamen Vorstellung von deinen letzten Stunden.

Es bricht mir das Herz. Ich wünschte, du hättest einen Ausweg gefunden. Und am meisten wünsche ich mir, dass du ganz am Ende sicher warst das richtige zu tun. Dass du nicht bereut hast, dass du keine Zweifel und keine Angst gespürt hast. Dass deine Dämonen dich jetzt verlassen haben, dass du frei bist.

Für dich habe ich nur Licht und Liebe in meinem Herzen.

 

Vielleicht gefällt dir auch das:

2 Kommentare

  1. Liebe Katja,
    wie auch schon in all deinen anderen Beiträge, genieße und bewundere ich deine Gabe, wie du deine Gefühle in Worte fassen kannst. Das ist ein sehr schönen und emotionaler Abschied für deinen Freund. Danke das ich daran teilhaben darf. Ich bin in dieser scheren Zeit für dich da. In Liebe Martina

  2. Liebe Katja,
    wie auch schon in all deinen anderen Beiträge, genieße und bewundere ich deine Gabe, wie du deine Gefühle in Worte fassen kannst. Das ist ein sehr schönen und emotionaler Abschied für deinen Freund. Danke das ich daran teilhaben darf. Ich bin in dieser scheren Zeit für dich da. In Liebe Martina

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert